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Historie 1837 bis 1857: des Kölner Karnevals

2023

Historie 1837 bis 1857:

Köln. Wechselvolle Zeiten zwischen Revolution und Restauration • 1830 bis 1845: Konfliktreiche Jahre zwischen „Aristokraten“ und „Demokraten“ • Trotz Revolutionswirren vereinigten sich die Karnevalisten ab 1849 wieder • Ab 1850 erschwerte die Restauration das Fest – eine Reihe von Zügen fiel aus • Ab 1856 erlahmte der Karneval und erhielt erst mit der Gründung einer neuen Gesellschaft frischen Schwung Im Jahr 1836 wurde Präsident Peter Hubert Leven zum neuen Mann an der Spitze des Festkomitees. Er hatte zuvor bereits als zweiter Sprecher und Stellvertreter von Heinrich von Wittgenstein zur ersten Generation der Komitee-Offiziellen gehört. Er gestaltete fünf Jahre lang den Karneval, doch im Sog der politischen und gesellschaftlichen Ereignisse konnte er einen vorübergehenden Niedergang nicht verhindern. Denn einerseits wuchs die Stadt in dieser Zeit massiv: Zu Gründung des Komitees 1823 hatte Köln keine 60.000 Einwohner, im ersten Amtsjahr Levens 1837 waren es bereits 75.000, und bis 1860 stieg die Bevölkerung auf über 110.000 Einwohner. Nach wie vor war Köln dabei auf das Gebiet innerhalb der mittelalterlichen Stadtmauer beschränkt. Dennoch lief 1839 der erste Dampfzug in Köln ein – er erreichte die Stadt durch das Eigelsteintor und war ein Vorbote der industriellen Moderne. Um das Jahr der Revolution von 1848 beherrschten Unruhen und politische Konflikte die Gesellschaft, auch in Köln. Dort waren die Jahre auch im Karneval von Richtungsstreit und Uneinigkeit geprägt. So setzten sich die Konflikte fort, die bereits in den 1830ern begonnen hatten. Dennoch konnte in den meisten Jahren ein Rosenmontagszug durchgeführt werden – teilweise sogar zweifach, weil sich konkurrierende Karnevalsgesellschaften die Vorrangstellung streitig machten.

Gesellschaftliche Konflikte spiegelten sich im Karneval wider

Immer deutlicher wurde in den 30er-Jahren des 19. Jahrhunderts eine Konfliktlinie, die das gesellschaftliche Geschehen in der Stadt widerspiegelte. Während die Alteingesessenen Karnevalisten, zu denen auch Leven gehörte, den romantischen Karneval weiter pflegen wollten, drängte es eine größer werdende bürgerliche Schicht nach Partizipation und Mitbestimmung. Die moderne Zeit sollte sich auch im Fest spiegeln. Doch sicherer erschien den Komitee-Mächtigen die Rückbesinnung auf unverfängliche oder historische Themen – etwa als 1840 der Zug unter dem Motto „Das Turnier zu Köln“ stattfindet. Doch 1841 eskalierte der Konflikt, und im Folgejahr fiel der Zug aus, denn eine zweite KG wurde gegründet: Diese „Eisenritter“ unter Friedrich Borchhardt standen für einen parodistisch-politischeren Karneval, der in der Folgezeit immer wieder mit den Zensurbehörden aneinandergeriet. Die alte Gesellschaft unter Peter Hubert Leven benannte sich in „Hanswurstliches Parlament“ um und wollte weitermachen wie bisher. Die Kluft schien unüberwindbar, doch eine Schlichtungskommission erreichte immerhin, dass es 1843 einen gemeinsamen Zug gab. In diesem Jahr zog der 33-Jährige Franz Ravenaux nach Köln, der schnell als Reformer und später als Revolutionär auftrat. Er war zunächst beim konservativen Hanswurtlichen Parlament gelandet, verließ es aber im Streit und wechselte zu den Eisenrittern, mit denen er eine neue Gesellschaft gründet: Die „Jüngere“ oder auch „Allgemeine“ Karnevalsgesellschaft. Die ursprüngliche KG benennt sich ebenfalls um und firmiert nun als die „Ältere“ bzw. die „Große“ Karnevalsgesellschaft. Es war Aus mit den „gleichen Narren und gleichen Kappen“, wie die Parole 1827 bei der „Erfindung“ der karnevalistischen Mötz ausgegeben worden war. Nun gab es die „Aristokraten“ (Große KG) und die „Demokraten“ (Allgemeine KG). 1844 und 1845 gingen folgerichtig zwei Züge, mittels derer die beiden Gesellschaften konkurrierten. Überhaupt war es mit der Einheitlichkeit vorbei, denn gleich mehrere weitere KGs wurden in der Folge gegründet. Zu ihnen gehörte etwa das Bürger-Komitee (gegr. 1846), das „Rosenfarbene Blau-Montags-Kränzchen“ und die „Cäcilien-Karnevals-Gesellschaft“ (beide gegr. 1847).


Revolutionäre Zeiten – auch in Köln

In den Staaten des „Deutschen Bundes“ kam es ab März 1848 zu zahlreichen Revolten – auch in Köln. Der politisch immer weiter radikalisierte Karneval der demokratischen Fraktion bot dabei ein Forum, über das die neuen Ideen die Runde machten. Immerhin gab es in diesen Jahren gemeinsame Rosenmontagszüge – hier konnten die Lager offensichtlich einen Burgfrieden schließen. Die „Große“ unter dem populären Leven scheint dabei die karnevalistische Führung übernommen zu haben, während Ravenaux und das demokratische Lager in den politischen Kämpfen der Zeit gefordert waren. Schließlich zog Ravenaux als Abgeordneter in die Frankfurter Paulskirche ein, damit spielte er im Kölner Karneval keine Rolle mehr. Er musste nach dem Scheitern der Revolution nach Frankreich emigrieren und wurde in Abwesenheit zum Tode verurteilt. Der Versuch einer demokratischen Befreiung scheiterte in der Folge überall in Deutschland in vielen Punkten, bildete aber den Ausgangsund Bezugspunkt späterer demokratischer Bestrebungen. Mittelfristig aber erstarkten die alten Kräfte. In Preußen wurden Militär und Adel die tonangebenden Schichten. Die bisherigen Konflikte im Karneval konnten nach dem Scheitern der Revolution überwunden werden. Die zerstrittenen Karnevalisten fanden wieder zusammen und konnten 1849 wider einen gemeinsamen Zug durchführen, der unter dem Motto „Die Reise nach Californien“ eine in dieser Zeit bestehende Auswanderungswelle thematisiert.

Verschärfte Beobachtung und Verbote nach der gescheiterten Revolution

Die Große Karnevalsgesellschaft war nach der Revolution wieder alleinige Organisatorin des Rosenmontagszugs. Doch schon zogen neue Konflikte herauf, denn die Folgejahre waren geprägt durch die Gegenbewegung zur Revolution: Bürgerliche Freiheiten wie sie auch im Karnevalsfest zum Ausdruck kamen, wurden stark reglementiert und beschränkt. Die verschärfte preußische Vereins- und Versammlungsgesetzgebung erschwerte auch die karnevalistischen Aktivitäten. Sie wurden zwar nicht verboten, fanden aber unter den Argusaugen der Behörden – insbesondere auch der Zensur – statt. Der Karneval verlagerte sich deshalb eher in die Säle. Um nicht in die Schusslinie von Regierung und reaktionärer Kräfte zu geraten, ließen die Verantwortlichen den Karneval 1851 sogar ganz ausfallen. Ein Jahr später fiel der Zug der Preußischen Obrigkeit zum Opfer. Die Polizei befürchtete staatsgefährdende Umtriebe. Im Jahr 1853 gab es zwar pro forma einen Rosenmontagszug, doch der war nicht wirklich organisiert und wohl eher eine „Kappenfahrt“, wie sie auch im Vorjahr schon ersatzweise durchgeführt wurde.

Lethargie und ein kurzes Aufflackern

Köln hatte 1852 erstmals die Marke von 100.000 Einwohnern übersprungen, und auch am Rhein begann die industrielle Gründerzeit. Der wegen der restriktiven Ordnungspolitik der Preußen dahinsiechende Karneval erlebte ein kurzes Aufflackern, als 1853 Roderich Bendix (1811 – 1873) zum Präsidenten des Festkomitees wurde. Dank der intensiven Bemühungen des kreativen Multitalents belebte sich das Fest. Doch Bendix wurde nach zwei Jahren in Köln als Intendant nach Frankfurt berufen und ging von dort zurück in die Heimat nach Leipzig. So ging es drei lange Jahre weiter mit der karnevalistischen Tristesse. Ein Faktor war dabei auch ein Umbau des Gürzenichs (1855 – 57), der die Durchführung größerer Veranstaltungen verhinderte. Nur durch sie aber wurde die Finanzierung des Rosenmontagszugs möglich. Die „Große“ verlor zudem nach und nach Mitglieder und Reputation. So fielen auch die Züge 1856 und 1857 wegen Finanzschwäche aus. Eine Wende kündigte sich erst 1857 an, als alte Karnevalisten und junge Reformer die „Große“ verließen und eine neue KG gründeten, um im Folgejahr wieder einen Zug auf die Beine zu stellen. Die Anfang 1858 schließlich neu gegründete Gesellschaft „Train de Plaisir“ mit Präsident Philipp Hoffmann hatte schnell fast 400 Mitglieder, die sich verpflichteten, auch im großen Maskenzug mitzuwirken. 

Chronologie:

1841 Gründung einer zweiten KG: Die Eisenritter unter Friedrich Borchardt stehen für bürgerlicheren, politischeren Karneval, während das bisherige Komitee unter Peter Hubert Leven sich in „Hanswurstliches Parlament“ umbenennt und der bisherigen Tradition treu bleibt. 1842 Erst nach einem Schlichtungsverfahren zwischen den beiden Parteien gibt es einen gemeinsamen Zug. 1844 Franz Ravenaux übernimmt die Führung der (demokratischen) Eisenritter, die sich nun als „Allgemeine“ oder „Jüngere Karnevalsgesellschaft“ bezeichnen. Das (aristokratische) Hanswurstliche Parlament benennt sich in „Ältere“ bzw. „Große Karnevalsgesellschaft“ um. 1844 / 45 Die neuen Gesellschaften führen zwei Jahre lang zwei getrennte Züge durch. 1846 – 48 Am Vorabend der Revolution von 1848 wird auch der Karneval zur Bühne der revolutionären und demokratischen Kräfte, die über ihn ihre Ideen verbreiten. 1848 / 49 Nach kurzem Erfolg und scheitert die demokratische Revolution, deren Errungenschaften schnell wieder außer Kraft gesetzt werden. Ravenaux, inzwischen Abgeordneter im Paulskirchen-Parlament, muss nach Frankreich emigrieren und wird in Abwesenheit zum Tode verurteilt. Er stirbt 1851 im belgischen Exil. 1851 – 52 Deutlich verschärfte Gesetze und behördliches Vorgehen verleiden den Karnevalisten das Leben – sie lassen den Zug ausfallen (1851), er wird verboten (1852) oder ist kaum mehr organisiert (1853). 1854 Kurze Blüte für Komitee und Rosenmontagszug unter Roderich Bendix, der ab 1853 an der Spitze steht, die Stadt aber bald schon wegen beruflicher Verpflichtungen verlässt. 1855 – 57 Ein Umbau des Gürzenichs verhindert die Durchführung von Veranstaltungen, die den Rosenmontagszug finanzieren helfen, auch die Züge 1856 und 1857 fallen aus. 1857 Eine Zählung ergibt trotz fehlender Züge und Gesamtkoordination 31 verschiedene Karnevalsgesellschaften in Köln. Eine neue Gesellschaft formiert sich unter dem Titel „Train de Plaisir“, die nach ihrer offiziellen Gründung 1858 wieder einen Zug durchführen wird.

Historie 1837 bis 1857: des Kölner Karnevals

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